„Ihr Z-ler und eure „Life-Life-Balance“
Die Generation Z – viel diskutiert, oft kritisiert. Aber was steckt wirklich hinter den Vorurteilen? Lassen Sie uns gemeinsam einen differenzierten Blick auf die Arbeitswelt der jungen Generation werfen und überlegen, was moderne Führung ausmacht.
Generation Z im Fokus
In meinen Supervisionsgruppen an der Hochschule erlebe ich jedes Semester eine lebendige Zusammenarbeit mit etwa 30 jungen Menschen der Generation Z. Ein Thema, das immer wieder auftaucht: „Die älteren Kollegen im Praxisjahr sagen, wir würden nicht mehr richtig arbeiten.“ Wenn ich Führungskräften davon erzählte, kommt nicht selten die Reaktion: „Stimmt doch auch.“
Doch ich lade ein, genauer hinzuschauen. Mit einem Augenzwinkern frage ich dann: „Wer hat diese Generation denn erzogen? Richtig! Die „Generation Burn-out“ Und sind wir nicht alle ein Produkt unserer Zeit und Erfahrungen?“
Es ist kein Geheimnis: Die Generation Z (aber auch die Gen Y) wünscht sich eine modernere Art der Führung. Sie wollen auf Augenhöhe wahrgenommen werden, schätzen klare Strukturen und empfinden wenig Scheu, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn die Bedingungen nicht passen. „Sie können mit den Füßen abstimmen und tun dies auch,“ kommentierte eine Teamleitung treffend. Dank digitaler Medien sind sie informiert wie keine Generation zuvor und wissen ihren Marktwert zu nutzen.
Generationen-Schubladen: Hilfreich oder hinderlich?
Auch ich finde es befremdlich, wenn andere über „meine” Generation Y forschen und dabei pauschale Thesen entwickeln, die so gar nicht zu meiner eigenen Situation passen. So erging es mir vor Kurzem, als ich eine Studie im Supervisions-Magazin las, geschrieben von einer „Boomerin“. „Ich bin doch kein Alien“, sagte meine innere Stimme. Wir sollten vorsichtig sein, Menschen zu stark in Generations-Schubladen zu stecken!
Ja, prägende Ereignisse in der sogenannten formativen Phase beeinflussen Alterskohorten – das zeigt das Institut für Generationenforschung. Gleichzeitig weist der Soziologe Martin Schröder (kma-online im Juni 2024) darauf hin, dass die Bedeutung von Arbeit auch schon vor 40 Jahren altersabhängig war. „Mit 19 wollte ich auch nur das besitzen, was in meinen Bulli passte … und dann kamen auch bei mir die ‚3K’: Kind, Kombi, Kontoauszug,“ kommentierte eine Führungskraft in einem unserer Workshops.
Entscheidender als die Generation ist häufig die Lebensphase, in der sich jemand befindet!
Jeder möchte gesehen werden. Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitenden und sehen Sie den jeweiligen Menschen mit seinen individuellen Herausforderungen und Bedürfnissen (unabhängig von der Generation).
Was zeichnet die Generation Z aus?
Die GenZ ist leistungsbereiter als ihr Ruf!
Hier einige Stichpunkte aus der aktuellen Forschung (in Anlehnung an das Institut für Generationenforschung, H. Maas,2024):
Sie ist die kleinste Alterskohorte seit dem Zweiten Weltkrieg (4,6 Millionen in Deutschland).
- Ihre Berufswahl orientiert sich stark an persönlichen Werten und Interessen.
- Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung spielen eine große Rolle.
- Klare Grenzen und empathische Führung sind ihnen wichtig.
- Das Arbeitsklima zählt und, anders als ihre Vorgänger-Generation, bevorzugen sie wieder eine klarere Trennung von Arbeit und Leben (ein Plus für Unternehmen, wo die Arbeit an der Arbeit bleibt).
- Durch die krisenhaften Zeiten spielt eine enge Bindung zur Familie wieder eine größere Rolle – ein Vorteil für Traditionsunternehmen.
Herausforderungen für moderne Führung
Im Personalmanagement haben wir das geflügelte Wort: „Mitarbeitende kommen zum Unternehmen, aber sie verlassen ihre Führungskraft.” Führungskräfte, die den Dialog über Generationengrenzen hinweg aktiv fördern, sind klar im Vorteil. Dies bestätigt das Forschungsprojekt „Generationenmanagement und Führung“ an der Uni Kassel (Angeli, 2018), aus dem wir folgende Führungsempfehlungen ziehen:
- Zeigen Sie echtes Interesse an den einzelnen Mitarbeitenden.
- Schaffen Sie Raum für Zusammenarbeit und Innovation im Team.
- Fördern Sie individuelle Stärken und Kompetenzen.
- Implementieren Sie transparente Entwicklungspläne und Gleichberechtigung zwischen Fach- und Führungskarrieren.
- So genannte New-Work-Ansätze lassen sich im Kleinen auch in Pflegeteams übernehmen (Blog-Beitrag hierzu folgt)
Mein Fazit:
Gute Führung ist keine Frage der Generation, sondern der Haltung. Sie kann die Arbeitszufriedenheit erhöhen, emotionale Erschöpfung verringern und die Loyalität der Mitarbeitenden stärken (Angeli, 2018). Die Generation Z hat jedoch eine Besonderheit: Sie möchte nicht mehr nur aushalten, sondern aktiv mitgestalten. Dort, wo ihnen das nicht ermöglicht wird, gehen sie (weil sie es können).
Mein Appell:
Lassen Sie uns den Dialog suchen. Statt über eine Generation zu sprechen (egal ob Boomer, X, Y, Z oder Alpha), reden wir miteinander. Konflikte sind unvermeidbar, aber sie lassen sich lösen – mit Humor, Offenheit und gegebenenfalls externer Moderation durch eine professionelle Supervisorin einen professionellen Supervisor.
Möchten Sie mit Ihrem Team in diesen Dialog eintauchen? Unsere Teamentwicklungs- und Führungskräfte-Workshops bieten den passenden Rahmen: „Wie können wir uns aufstellen, damit junge Generationen zu uns kommen und bleiben?“
Denn eines ist sicher: Mit Dialog und etwas Humor lässt sich der Clash der Generation „Life-Life-Balance“ mit der Generation „Dübeln-statt-Grübeln“ wunderbar meistern.