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Wir wurden zur Begleitung der Führungskräfte in den laufenden Transformationsprozess eines Krankenhauses (1200 Mitarbeitende) gerufen. Dem vorausgegangen waren umgehend umzusetzende Umstrukturierungsmaßnahmen zur Abwendung einer Insolvenz. Man kann sagen, es mussten „lebensrettende Sofort-Maßnahmen“ ergriffen werden. Das bedeutete, dass eine lehrbuchmäßige, strukturierte Personalentwicklung nicht möglich war und Mitarbeitende sich schnell an viele Änderungen gleichzeitig anpassen mussten.

Es muss herausgestellt werden, dass eine umfangreiche Veränderung wiederum nur funktionieren kann, wenn das Personal diese Änderungen auch mitträgt. In Zeiten des Fachkräftemangels besteht immer die Gefahr, dass Mitarbeitende abwandern und das Vorhaben scheitert (so geschehen 2023 in Niedersachsen)

🔍  Beratungsansatz: Um das Ziel der Mitarbeit im Wandel zu erreichen, arbeiteten wir mit der unteren Führungsebene in Workshops und nahmen die Psychodynamik des Sanierungsprozesses in den Blick. Wir erarbeiteten gemeinsam Lösungen, wie die Führungskräfte ihre Mitarbeitenden motivieren und mit auf die Reise der Veränderung mitnehmen. Um das System von innen heraus zu stärken, etablierten wir zusätzlich die Kollegiale Fallberatung in Reflecting Teams. Die Führungskräfte (geprägt von einer früheren Kultur des Micromanagements und Misstrauens) lernten einander zu vertrauen und sich zu unterstützen. Sie erkannten, dass sie nicht allein mit ihren Herausforderungen waren und dass alle auf der Suche nach Orientierung waren.

📈  Ergebnis: Die Kollegiale Fallberatung erwies sich als effektives Mittel zur Stärkung der Leitungsebene. Durch die gemeinsame Beratung konnten Wissen und Kompetenzen ausgetauscht werden. Die Führungskräfte wurden in die Lage versetzt, eigenständig Lösungspotenziale zu heben. Gleichzeitig hatten sie einen psychologisch sicheren Ort an dem sie nicht nur neue Ideen entwickeln, sondern auch für ihre eigene Psychohygiene sorgen konnten. Dies führte zu einer verbesserten Führungskultur, einer Steigerung der Motivation sowie zu einem gestärkten Zusammenhalt innerhalb der Organisation.

Die vier Schritte der kollegialen Fallberatung in Reflecting Teams

  1. Fallvorstellung: Die ratsuchende Führungskraft (Fallgeberin) wird von der Supervisorin zu ihrem Thema interviewt und sie arbeiten eine Fragestellung heraus, zu der das Reflecting-Team befragt werden soll. Z.B. „Zwei Mitarbeiter in meinem Team haben einen Konflikt, der sich negativ auf das gesamte Team auswirkt. Wie kann ich effektiv zur Konfliktlösung beitragen und die Zusammenarbeit im Team wieder stärken?” Das Reflecting Team hört aufmerksam zu und redet nicht.
  2. Klarheit schaffen: Nach einiger Zeit bittet die Supervisorin das Reflecting-Team Klärungsfragen zu stellen, die aus der Fallbeschreibung offen sind. Z.B. Seit wann besteht der Konflikt? Welche Schritte wurden bereits versucht? Gibt es Missverständnisse oder unterschiedliche Erwartungen? Die Fallgeberin antwortet. Keine Diskussion!
  3. Reflexion: Die Fallgeberin hört zu und schweigt (Online wird die Fallgeberin stumm geschaltet und macht das Video aus). Das Reflecting-Team spricht über das Gehörte und tauscht Wahrnehmungen und Gedanken aus und entwickelt Lösungsansätze für die Fragestellung. Wichtig ist, dass dies in einer wertschätzenden, unterstützenden und lösungsorientierten Weise geschieht.
  4. Nächste Schritte: Anschließend sprechen Supervisorin und Fallgeberin über die Schritte, die die Fallgeberin daraus ableitet. Z.B. „Ich habe in der Diskussion des Reflecting-Teams erkannt, dass ich auch nicht mehr neutral bin und werde mit beiden sprechen, um eine externe Mediation zu beauftragen“.
Kategorien: Blogbeiträge

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